Klappentext:

Am 13. April 1927 geht Allene Tew im Hafen von New York an Bord der Mauretania. Sie lässt ein Leben hinter sich, das ihr alles geschenkt hatte, wovon sie als junges Mädchen vom Land träumte: Wohlstand, Mutterglück und die Liebe ihres Lebens. Fast alles hat sie wieder verloren. Doch an diesem Tag bricht sie auf in eine neue Welt. In Europa wartet auf sie ein neuer Ehemann, eine Zukunft als echte Prinzessin, russische Gräfin und Patentante Königin Beatrix.

"Die amerikanische Prinzessin" ist die Rekonstruktion eines faszinierenden Lebens vor dem Panorama von zwei Weltkriegen, Bankenkrach und Revolution. Vor allem aber ist es die bewegende Geschichte einer außergewöhnlichen Frau, die den Mut hat, ihren eigenen Weg zu gehen bis zum bitteren Ende. 


Ja ich weiß, heute ist Halloween. Und nein, ich stelle kein gruseliges oder halloweenpassendes Buch vor. Dafür möchte ich euch eine Geschichte vorstellen, die mich schwer beeindruckt hat. Und wer Halloween oder Allerheiligen lieber zuhause im kuschligen Zimmer bleibt, hat es auch in einem Rutsch durchgelesen. Ging zumindest mir so.

Meine Meinung:
Ich hab ja bereits gesagt, wie sehr mich die Geschichte beeindruckt hat. Daran ist die Autorin Annejet van der Zijl natürlich nicht ganz unbeteiligt. Biographien können teilweise sehr trocken sein und sich ellenlang ziehen, das ist hier überhaupt nicht der Fall. Klar, es bleibt ein Sachbuch, trotzdem schafft es die Autorin dem ganzen einen wunderbaren Romancharakter zu geben. Der Schreibstil lässt sich angenehm lesen und ist zuweilen so packend, das man das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Was ich dann auch nicht getan hab.
Die Geschichte wird also sehr lebendig und lebensnah wiedergegeben. Das fällt schon im ersten Kapitel auf, wo der Pioniergeist der ersten Einwanderer eine Rolle spielt. Neben schönen und bildhaften Landschaftsbeschreibungen erlebt man den Aufstieg des beschaulichen Städtchens zu einem Touristenmagnet.
Allene Tew, deren Leben so genau wie möglich erzählt wird, war eine bewundernswerte und bemerkenswerte Frau, die unheimlich viele Schicksalsschläge erlitten hat, sich jedoch gleich wieder aufrappeln konnte. Sie jammerte nie, was die Autorin ziemlich passend beschreibt:

"Für die Viktorianer war das Schicksal schlichtweg etwas, das man ertrug, und das tat sie ohne zu klagen." 

Eingebettet in diese Lebensgeschichte ist nicht nur die Geschichte Amerikas, sondern ein ganzes Stück Weltgeschichte, sei es die Weltwirtschaftskrise oder beide Weltkriege.

Viele Fotos geben den Protagonisten ein Gesicht. Immer wieder finden sich Auszüge aus Briefen, die dem Buch seine Authentizität geben und von der umfangreichen Recherche der Autorin zeugen. Eine Karte Amerikas auf der ersten Umschlagseite, ein informatives Nachwort, ein Quellenverzeichnis der Bilder, Anmerkungen und ein umfangreiches Personenregister ergänzen das Buch.

Fazit:
Ich bin absolut begeistert und kann "Die amerikanische Prinzessin" nur wärmstens weiterempfehlen. Auch, wenn es kein Roman ist, konnte ich mit Allene mitfühlen und sie einfach nur bewundern. Abgesehen davon lässt die Biographie an Authentizität nichts zu wünschen übrig. Viele Sätze bleiben auf Englisch stehen und können im Verzeichnis nachgeschlagen werden. Die Idee fand ich super, denn sonst hätte es mich wahrscheinlich im Lesefluss gestört.
Die Biographie gibt eine wunderbare Aufforderung mit, die ich mir öfter einmal zu Herzen nehmen sollte:
Courage all the time. 

Die amerikanische Prinzessin von Annejet van der Zijl - aus dem Niederländischen von Marianne Holberg - 296 Seiten

Verlag: wbg Theiss
Preis: 24,95€

ISBN: 978-3-8062-3482-4