Rezension: Fliegen, tanzen, wirbeln, beben von Katherine Mansfield

"Immer in diesen vergangenen zwei Jahren hat mich die Angst vor dem Tod verfolgt."*

Klappentext:
Gute Tage, schlechte Tage, Augenblicke himmlischer Glückseligkeit oder solche tiefer Bestürzung – aus allem macht die Sprachkünstlerin Katherine Mansfield reinste Poesie. Ihr Tagebuch gewährt Einblick in ein bei aller Kürze überreiches Leben: überreich an Hochgefühlen und Selbstzweifeln, überreich an musischen Begabungen, Liebeswagnissen, Dramen und Schicksalsschlägen. Die Auswahl reicht von ersten Talentproben der zwölfjährigen Neuseeländerin Kathleen Beauchamp bis hin zur brillanten Tagebuchprosa einer gereiften Schriftstellerin. Hier in Neuübersetzung vorgelegt, faszinieren die Texte durch gedankliche Tiefe, Intimität, Empfindungsreichtum und den Zauber der poetischen Weltbetrachtung.**


Katherine Mansfield gehörte zum Freundeskreis von Virginia Woolf. Diese soll einmal gesagt haben, dass sie eifersüchtig auf Mansfields Begabung zum Schreiben gewesen sei und dass es außer ihrer Prosa keine weitere gegeben habe, auf die sie sonst je eifersüchtig gewesen sei. Allein solche Worte von so einer großen Autorin haben mich zu diesem Buch hinreißen lassen. Auch Woolf Essay "Ein unheimlich sensibles Gemüt" widmet sich dem Buch "Fliegen, tanzen, wirbeln, beben" und ist im Anhang beigefügt.
Das Buch gibt die Tagebuchprosa Mansfields von den Jahren 1903-1922 wieder. Sie hinterlässt ein schmales Werk und starb mit nur 34 Jahren in Tuberkulose.

Meine Meinung:
Auch hier muss ich wieder einmal die hübsche Manesse-Ausgabe loben! Durch die handliche Größe passt das Buch wunderbar auch in meine kleine Handtasche und ist unterwegs immer mit dabei. Die Fußnoten und Anmerkungen sind wie immer interessant und sehr hilfreich bei der Lektüre gewesen, die sich dieses Mal direkt unter dem Text befinden, anstatt in einem extra Verzeichnis. Dadurch musste ich nicht so viel hin- und herblättern und hatte einen angenehmeren Lesefluss. Auch das Cover gefällt mir unglaublich gut! Ich liebe die Farbkombination und die Blumen.

Der Titel passt hervorragend. Die Autorin erlebt extreme Hochs und Tiefs, sie fliegt und tanzt voller Freude, wirbelt von Stimmung zu Stimmung und bebt, teilweise vor Traurigkeit. In der ersten Häfte ihres Tagebuchs spürt man vor allem ihr Hochgefühl und ihre Sexualität, die sie frei auslebt. Ab der zweiten Hälfte sind ihre Einträge jedoch meist düster, traurig und zeugen von einer großen Verletzlichkeit. Sie haben mich sehr runtergezogen, was es mir auch sehr schwer gemacht habt, dranzubleiben. Ich musste das Buch immer wieder zur Seite legen. Ihre Lustlosigkeit, Schwerfälligkeit, Überforderung und ihr Schmerz haben mich immer wieder stocken lassen.
Abgesehen davon schwankt die Autorin ständig. Sie kann sich schwer an Menschen binden, ob an Freunde oder Liebhaber (egal ob Mann oder Frau).  Auch in ihrem Schreibstil, ihrer Perspektive schwankt sie ständig. Sie wechselt hin und wieder zu einem personalen Erzähler, der sie sowohl von innen als auch von außen betrachtet.
Man muss natürlich beachten, dass dies ein Tagebuch ist, also etwas Geheimes, das sie für sich selbst schreibt. Jedoch erhält man das Gefühl, dass sie dennoch versucht einen Leser zu beeinflussen. Ich habe immer wieder gedacht, dass sie sich dafür rechtfertigen will, dass sie es nicht geschafft hat, etwas zu schreiben bzw. zu arbeiten.

Letztendlich fiel es mir schwer die Autorin wirklich zu greifen. Die Pseudonyme, die sie für ihre Bekannten gebraucht, haben es mir zunehmend schwer gemacht, auch ihre Freunde zuzuordnen und sie als reale und lebendige Figuren zu greifen.  

Ich konnte das Buch leider nicht mit einem besonders guten Gefühl beenden.




Fazit:
Auch wenn Mansfield auf künstlerischer Ebene hervorragend schreibt, fiel es mir wirklich schwer, ihre Persönlichkeit wirklich zu erkennen. Die Texte wirken teilweise sehr konstruiert. Die Stimmungsschwankungen lassen auf eine ebenso schwankende Person schließen. Durch die Traurigkeit und Melancholie, die die Autorin begleiten, hat mich das Tagebuch sehr runtergezogen und ich habe mich schwergetan, es zu beenden.



3/5 Punkten



*Katherine Mansfield - Fliegen, tanzen, wirbeln, beben - Manesse - S. 211

** Quelle: Manesse




Fliegen, tanzen, wirbeln beben. Vignetten eines Frauenlebens 1903-1922 von Katherine Mansfield - mit einem Essay von Virginia Woolf - aus dem Englischen übersetzt von Irma Wehrli - Nachwort von Dörte Hansen - Herausgegeben von Horst Lauinger - 384 Seiten
Verlag: Manesse
Preis: 22€
ISBN: 978-3-7175-2482-3

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